Eine Kindgerechte Eingewöhnungsphase
Kinder bauen in den ersten Monaten ihres Lebens intensive Beziehungen, sogenannte
Bindungsbeziehungen, auf zu Vater, Mutter und Geschwistern, evtl. Oma und Opa, eben zu den Personen die das Kind kontinuierlich und verlässlich betreuen. Dies wird spürbar wenn Kinder in der zweiten
Hälfte des ersten Lebensjahres zu fremdeln beginnen. Wenn sie irritiert oder momentan überfordert sind, lassen sie sich dann von keiner fremden Person mehr trösten, sie suchen die Nähe der Eltern
oder eben der Personen, zu denen sie eine intensive gefühlsmässige Bindung aufbauen konnten. Diese Bindung zu bekannten, vertrauten Personen gibt dem Kind Sicherheit, bietet sozusagen ein Nest,
von wo aus das Kind aktiv werden und erkundend auf die Umwelt zugehen kann.
Der Übergang aus der gewohnten familiären Umgebung in eine noch unbekannte
Tagesfamilie bedeudet für jedes Kind eine grosse Herausforderung sich in eine neue Umgebung einzufinden. Es wird hier mit fremden Menschen konfrontiert, mit unbekannten Räumen, mit einem veränderten
Tagesablauf. Häufig erlebt das Kind mit dem Übergang in eine Tagesfamilie erstmals eine mehrstündige Trennung von einem oder beiden Elternteilen. Diese Veränderungen fordern dem Kind Lern- und
Anpassungsleistungen ab, die mit erheblichem Stress verbunden sind. Zwar sind auch sehr kleine Kinder durchaus in der Lage sich an neue Umgebungen und Situationen anzupassen, aber sie sind
überfordert, wenn sie diese Umstellung unvorbereitet und ohne Unterstützung der Eltern bewältigen müssen.
Die Dauer der Eingewöhnungsphase lässt sich nicht pauschal festlegen. Sie hängt vom Alter, dem
Temperament oder auch den Vorerfahrungen Ihres Kindes ab. In den ersten 6 Lebensmonaten wird eine Eingewöhnung des Kindes in der Regel problemloser ablaufen als danach. Auf jeden Fall sollten Sie 2
Wochen einplanen, je nachdem ob sich Ihr Kind eher unerschrocken oder eher ängstlich zeigt.
Aber auch bei Kindern die schnell auf die neue Umgebung zugehen, die sich ohne Umstände in der
fremden Wohnung selbständig machen, sollten die ersten 3-4 Besuche bei der Tagesmutter gemeinsam mit Mutter oder Vater stattfinden. Erst dann sollten Sie für erste kurze, später stundenweise
Trennungsversuche gehen. Zeigt sich Ihr Kind eher ängstlich, dann bleiben Sie anfangs noch in der Nähe, so sind Sie zur Stelle, falls es Probleme gibt. Orientieren Sie sich am Verhalten ihres Kindes,
wie lange Sie es begleiten bzw. ab wann Sie sich für längere Zeiten verabschieden wollen.
Informieren Sie mich über Ihren gewohnten Ablauf, über Gewohnheiten die Ihnen im Zusammensein mit
Ihrem Kind wichtig erscheinen. Auch Wissenswertes über Vorlieben Ihres Kindes erleichtern mir den Kontakt. So kann zwischen Ihrem Kind und mir eine tragfähige Beziehung wachsen. Die Phase der
Eingewöhnung ist dann abgeschlossen, wenn sich Ihr Kind von mir trösten lässt.
Dennoch kann es sein, dass Ihr Kind weint oder wieder mitgenommen werden will, wenn Sie sich nach
dem Bringen verabschieden. Es drückt damit aus, dass es Sie lieber bei sich hätte. Ist während einer genügenden Eingewöhnung eine vertrauensvolle Beziehung gewachsen, so wird es sich nach Ihrem
Abschied schnell beruhigen.
Oft fällt Ihrem Kind der Übergang vom familiären Zuhause zur Tagesfamilie leichter, wenn es einige lieb gewonnene Spielsachen oder Kuscheltiere mitnehmen darf.